Den Status, dass jedes Kind gleichberechtigt mit denselben Chancen und Bedingungen aufwachsen kann, wünschen sich nicht nur Menschen aus der Bildungs- und Sozialpolitik, sondern findet Anklang in breiten Teilen unserer Gesellschaft. Insbesondere aber die frühkindliche Pädagogik steht für dieses Statement ein.
Doch die Realität sieht teilweise anders aus. Denn chancengleich aufzuwachsen, ist in der institutionellen Umsetzung schwieriger als erwartet. Das System Schule in Deutschland selektiert nach wie vor in Leistung und sozioökonomischen Faktoren. So wird z.B. das Gymnasium hauptsächlich von Kindern besucht, deren Eltern eine Fachhochschulreife oder Hochschulreife abgeschlossen haben (66%). An Hauptschulen haben nur rund 17 % der Eltern eine Fachhochschulreife oder Hochschulreife absolviert. De Gründe hierfür sind vielfältig, u.a. die fehlende Integration von Kindern aus einkommensschwachen Familien, aber eben auch fehlende Lerneinheiten, wie z.B. zur Finanzbildung. (vgl. H.Freitag & F.Blaeschke, 2021. Der sozioökonomische Status der Schülerinnen und Schüler. Für: Bundeszentrale für politische Bildung.)
Um den Zugang zu Bildung und einen chancengleichen Start ins Erwachsenenleben für alle Kinder zu verbessern, sind differenzierte Ansätze nötig. Welche Lernzugänge es genau braucht, steht häufig in Abhängigkeit des Vorwissens der Kinder, der besonderen Bedürfnisse (Lernschwierigkeiten oder Begabungen), der Vielfältigkeit der Lehrmethoden und -inhalte, aber auch der familiären Unterstützung und der sozialen Umwelt der Kinder. Diese Faktoren und weitere bestimmen maßgeblich das Lernverhalten und den Bildungserfolg.
Ein inhaltlicher Aspekt, der dabei häufig vernachlässigt wird, ist die ökonomische Bildung. Studien zeigen, dass finanzielle Kompetenz entscheidend für eine erfolgreiche Lebensgestaltung ist (vgl. Lusardi & Mitchell, 2014; OECD, 2020).
Hier setzt die Arbeit von Kids Go Finance an. Die gemeinnützige Organisation hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch Projekte interaktive Finanzbildung mit den Kindern durchzuführen und so ein Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge zu vermitteln.
In einer komplexen und dynamischen wirtschaftlichen Welt ist eine eigenständige Orientierung von besonderer Bedeutung.
Denn nur wer die Funktionsweisen der Wirtschaft kennt, kann souverän Entscheidungen treffen und diese aktiv mitgestalten. Ziel ist es, jedem Kind, unabhängig von seiner sozialen Herkunft, die Möglichkeit zu geben, seine finanzielle Zukunft selbstbestimmt zu gestalten.
Die Bedeutung von Finanzbildung für Chancengleichheit kann also nicht unterschätzt werden. Sie stärkt das Bewusstsein für wirtschaftliche Zusammenhänge und fördert die Eigenverantwortung sowie das Selbstvertrauen in finanzbezogenen Entscheidungen.
Kids Go Finance verfolgt das Ziel, dass Kinder nicht passiv ihrer Zukunft entgegenblicken, sondern aktiv mitgestalten können. Jedes Kind soll die Chance haben, mit der entsprechenden Unterstützung und gleichen Voraussetzungen ein selbstbestimmtes Leben zu führen und die eigene finanzielle Zukunft eigenverantwortlich zu gestalten.