Wir erleben, dass in Deutschland über Geld oft nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen wird. Geld gilt als ein Tabuthema – selbst unter Erwachsenen.
Doch warum? Und warum übertragen wir dieses Tabu auf unsere Kinder?
Wir haben mal Thesen aufgestellt, welche Gründe es geben könnte, dass Geld in vielen deutschen Haushalten ein unbequemes Gesprächsthema ist:
🚨 Deutschland hat eine lange Geschichte der Sparsamkeit und wirtschaftlichen Vorsicht, die tief in unserer Kultur verwurzelt ist. In Zeiten nach den beiden Weltkriegen war wirtschaftliche Sicherheit von enormer Bedeutung und „Sicherheit“ wurde oft mit „Sparen“ gleichgesetzt. Es gab eine starke Betonung auf Stabilität und nicht auf Risikobereitschaft, was sich auch in der generellen Haltung gegenüber Finanzfragen widerspiegelt. Es war und ist noch immer verbreitet, dass es als unschicklich galt, den eigenen Wohlstand zu zeigen oder sogar die eigene finanzielle Situation zu hinterfragen. Dieser kulturelle Konsens führt dazu, dass Kinder in einer Umgebung aufwachsen, in der Geld als etwas Geheimnisvolles betrachtet wird.
🚨 Viele Eltern betrachten Finanzthemen als „privat“ und möchten ihre Kinder nicht damit belasten. Doch Finanzkompetenz ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit, um im späteren Leben verantwortungsbewusst mit Geld umzugehen.
🚨 In Deutschland gibt es eine starke Betonung der Sicherheit, besonders bei der Geldanlage. Der „sichere“ Weg ist der, der auf niedrigverzinste Sparbücher, Immobilien oder konservative Anlagen setzt. Das hat tief verwurzelte Gründe: Nach den Krisen des 20. Jahrhunderts, etwa die Hyperinflation von 1923 und die Finanzkrisen der Nachkriegszeit, hat sich in der deutschen Gesellschaft eine tiefe Angst vor finanziellem Verlust entwickelt. Diese Haltung prägt auch die Diskussion über Geld und Anlageformen: „Riskante“ Investments, wie Aktien, werden oft gemieden oder als „unsicher“ betrachtet.
🚨 Während in vielen Ländern Finanzbildung bereits ein fester Bestandteil des Schulsystems ist, hat Deutschland erst sehr spät und lückenhaft damit begonnen, finanzielle Themen in die Bildung zu integrieren. Dadurch bleibt Finanzbildung häufig bei den Eltern hängen.
Doch was passiert, wenn wir diese Tabus endlich aufbrechen?
🌱 Frühzeitige Finanzbildung hilft Kindern nicht nur dabei, ein praktisches Verständnis für Geld zu entwickeln, sondern fördert auch gesunde Einstellungen zum Sparen, Investieren und zu klugen Entscheidungen. Wenn wir als Gesellschaft, als Eltern und als Mitglieder unserer Gemeinschaft den Mut aufbringen, offen über Finanzen zu sprechen, können wir eine Generation von finanziell kompetenten und selbstbewussten Menschen heranziehen.
Und das beginnt bereits im Kleinen: Bei einem gemeinsamen Einkauf, bei dem Kinder lernen, Preise zu vergleichen, Entscheidungen über notwendige und unnötige Ausgaben zu treffen und ein erstes Verständnis für den Wert von Geld zu entwickeln.
Wir alle können einen Beitrag dazu leisten, Finanzthemen aus der Tabuzone zu holen und sie zu einem natürlichen Teil des alltäglichen Lebens zu machen. Indem wir Kinder frühzeitig in finanzielle Entscheidungen einbeziehen und ihnen zeigen, wie sie verantwortungsbewusst mit Geld umgehen können. So schaffen wir die Grundlage für eine Generation, die nicht nur finanziell kompetent ist, sondern auch in der Lage, ihr Leben selbstbestimmt und nachhaltig zu gestalten. Es ist an der Zeit, das Gespräch über Geld zu enttabuisieren.